SAMSTAG_28.02.2009_SEKTION IV_15-20 UHR
14_17:00 Re-Welt. Sampling als Kulturtechnik zur Hervorbringung von Atmosphären und Subjekten
Dr. Jochen Bonz, Medien. und Kulturwissenschaftler, Universität Bremen
Ausgehend von einer Darstellung bestehender Ansätze Kodwo Eshuns und Diedrich Diederichsens, das Spezifische einer Ästhetik des Sampling zu formulieren, vollzieht der Vortrag zunächst die in diesen Ansätzen bereits enthaltene Ausdehnung der ästhetischen Eigenheiten des Sampling ins Soziale nach. Auf unterschiedliche Weise bestehen die sozialen Effekte des Sampling in beiden Ansätzen darin, eine Welt hervorzubringen, wo zuvor Leere war. Beziehungsweise Welt im Sinne eines Kollektivs von Menschen (aber auch von Dingen, die für diese Menschen Bedeutung besitzen) aufrecht zu erhalten.Auf der Grundlage einer solchen Re-Lektüre – räusper – Eshuns und Diederichsens wirft der Vortrag zwei Fragestellungen auf. 1) Welchen Begriff von Welt und Subjektivität muss man den Überlegungen Eshuns und Diederichsens hinterlegen, um diese Überlegungen ernst nehmen zu können? Hier führt die Spur zur Annahme einer genuin spätmodernen Kulturkonfiguration: einer Mehrzahl koexistierender symbolischer Ordnungen oder auch: lokaler Ontologien, zwischen denen sich Individuen bewegen. Fokussiert wird hierbei das Moment des Zwischenraumes: Wie lässt sich ein Subjekt des Dazwischen, ein Subjekt des Davor denken? Und wie seine Verwandlung beim Eintreten in den Wirkungsbereich einer lokalen Ontologie? Kulturtheoretische Bezugspunkte bilden hierbei die Autoren Homi Bhabha, Bruno Latour und Jacques Lacan. Fragestellung: Wie lässt sich die von Eshun wie von Diederichsen unterstellte Effektivität des Sampling kulturtheoretisch begründen? Mit anderen Worten: Weshalb und wie vermag das Sample in Individuen hinein zu greifen und Welten in ihnen zu evozieren? Hier bewegt sich der Vortrag auf einer Spur, auf der Roland Barthes Begriff des Punctum, Michel Chions Begriff des Rendu und Gernot Böhmes Atmosphärebegriff ganz dicht beieinander liegen.
Dr. Jochen Bonz
Kulturwissenschaftler mit den Forschungsschwerpunkten
Pop- und Wissenskultur, Subjekt und Kultur der Spätmoderne. Lacanist und Latourist. 2004-2007 Wissenschaftlicher Koordinator des Doktorandenkollegs Prozessualität in transkulturellen Kontexten an der
Universität Bremen. Zur Zeit freiberuflich tätig als Lehrbeuftragter in Basel (Medienwissenschaft, Soziologie), Bern (Hochschule der Künste), Bremen (Kulturwissenschaft), Paderborn (Popmusik und Medien). Aktuelle Veröffentlichung: Subjekte des Tracks - Ethnografie einer postmodernen / anderen Subkultur. Nähere Informationen unter www.jochenbonz.de